Patrick Farges (dir), Bindestrich-Identitäten? Sudetendeutsche Sozialdemokraten und deutsche Juden als Exilanten in Kanada. Studie zu Akkulturationsprozessen nach 1933, Brême, edition lumière, 2015

Dieses Buch ist der Geschichte des deutschsprachigen Exils in Kanada gewidmet. Verbindet man Kanada heute mit Multikulturalismus und „ethnischer Vielfalt“, so war die kanadische Einwanderungspolitik der 1930er Jahre äußerst restriktiv, ja, man kann sogar sagen: sozialökonomisch und rassistisch motiviert. Kanada leistete mit der Aufnahme von ca. 6 000 Menschen einen der international geringsten Beiträge zur Aufnahme von Exilanten. Darunter befanden sich eine Gruppe von ca. 1 000 Sozialdemokraten aus dem Sudetenland, die über Großbritannien bzw. Schweden nach Kanada gelangten, sowie jüdische Refugees aus Deutschland und Österreich. Diese Studie untersucht die langfristigen individuellen Anpassungsprozesse der Exilanten, die in Kanada Aufnahme fanden. Bei ihnen handelte es sich bis auf wenige Ausnahmen um „kleine Leute“, deren Geschichte oft übersehen wird. Für die Studie wurden geeignete historische Quellen herangezogen, mit denen Zeitzeugen aus zwei Kontinenten zu Wort kommen: Autobiografien und Selbstzeugnisse, Briefe und Zeitungsartikel, Vereinsprotokolle und mehr als dreißig vom Autor geführte lebensgeschichtliche Interviews.
Patrick Farges hat als deutsch-französischer Geschichts- und Kulturwissenschaftler in Paris, Berlin, Toronto und Berkeley geforscht und unterrichtet. Seit 2007 ist er Assistant Professor am Germanistischen Institut der Universität Sorbonne Nouvelle – Paris 3 (Frankreich) und forscht heute im Bereich Gender- und Migrationsgeschichte.

Axes du laboratoire

Axe 2 : Genre et diversités